Seit 30 Jahren für Anerkennung, Respekt und Vielfalt – Herzlichen Glückwunsch, berami!

„Integration ist für uns ein Prozess der interkulturellen Verständigung, an dem alle Menschen einer Gesellschaft beteiligt sind. Das Ziel ist die gesellschaftliche Teilhabe aller“, heißt es auf der Webseite des Vereins berami e.V. 

1990 – 2000: Von Gastarbeiter*innen zur gesellschaftlichen Bereicherung – ein Paradigmenwechsel zeichnet sich ab

Noch 1990 – als die Geschichte von berami ihren Anfang nahm – war diese Auffassung in Politik und Verwaltung alles andere als selbstverständlich. Menschen mit Migrationsgeschichte hießen seinerzeit noch „Gastarbeiter*innen“ – die Vorstellung, dass Menschen nur vorübergehend nach Deutschland kommen, hier ein paar Jahre arbeiten und schließlich wieder in ihre „Heimat“ zurückkehren würden, hielt sich hartnäckig in den Köpfen der Bevölkerung. Von einer wie auch immer gearteten „Willkommenskultur“ waren wir meilenweit entfernt, Berührungspunkte zwischen Deutschstämmigen und „Ausländer*innen“ erschöpften sich allzu oft im Essengehen „beim Italiener“. 

Zu Beginn der 90er Jahre begann sich dieses Denken langsam zu ändern. Mit dem Zerfall der Sowjetunion und dem Kosovo-Krieg kamen viele Menschen aus Osteuropa auch nach Frankfurt, 1989 war es uns GRÜNEN in den Koalitionsverhandlungen gelungen, ein neues „Amt für multikulturelle Angelegenheiten“ und ein eigenes – wenn auch ehrenamtlich geführtes – Integrationsdezernat einzurichten; die Kommunale Ausländer*innenvertretung löste den herkömmlichen „Ausländerbeirat“ als politische Instanz der Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit ab. Mit diesen Neuerungen war Frankfurt seinerzeit bundesweit Vorreiterin. 

Waren Migrant*innen bislang hauptsächlich als ungelernte Kräfte eingesetzt worden, vornehmlich für Arbeiten, für die sich nur schwer Deutsche finden ließen – etwa als Reinigungskräfte oder bei der Müllabfuhr, begann man jetzt langsam, ihr interkulturelles Potential als Bereicherung zu erkennen. 1990 startete in Frankfurt ein Modellprojekt des Bundesinstituts für berufliche Bildung, das sich gezielt an Migrantinnen richtete und ihnen berufliche Qualifikationen vermitteln sollte. Fünf Jahre später gründete sich daraus der Verein Berufsbildung für Frauen in der Migration e.V.: Neun Mitarbeiter*innen boten in der Krifteler Straße im Gallus ein Programm an, das Zuwanderinnen für den Beruf der Erzieherin qualifizierte. Aus dem Zusammenschluss mit einer weiteren Organisation entstand zur Jahrtausendwende der Verein berami Beratung, Bildung, Beruf in der Migration e.V., der sein Angebot nun auch auf Migranten männlichen Geschlechts ausdehnte und 2002 in die Burgstraße 106 übersiedelte.  

Von Anfang an dabei war Rosina Walter: 1990 unterstützte die gelernte Übersetzerin die Projektteilnehmerinnen mit Deutschkursen, 1995 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des Vereins, nach der Fusion übernahm sie die Geschäftsführung von berami – eine Aufgabe, die sich im Laufe der Jahre als nicht einfach erweisen sollte. 

2004 – 2019: Mit den Herausforderungen wachsen

2004 beispielsweise kürzte die damalige Landesregierung die Fördermittel drastisch – infolgedessen musste der Verein Insolvenz anmelden. Der tatkräftigen Unterstützung privater und privatwirtschaftlicher Förder*innen ist es zu verdanken, dass berami e.V. diese Krise überstand, sich bereits im April 2004 neu gründen und sein Angebot in den Folgejahren abermals erweitern konnte. Vier Schwerpunkte umfasst seither die Vereinsarbeit: Beratung, Deutschförderung, berufliche Integration und gesellschaftliche Partizipation. 2008 wurde berami erstmals mit dem Hessischen Integrationspreis ausgezeichnet, auch 2019 erhielt der Verein diese Auszeichnung. Im gleichen Jahr wurde Rosina Walter für ihr Lebenswerk die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt verliehen. 

Zuvor galt es jedoch, eine weitere Krise zu meistern: Der Eigentümer des Gebäudes Burgstraße 106 plante die Sanierung und Neuaufteilung des Anwesens. Die Mieter*innen – neben berami e.V. unter anderem auch der Verein Kubi e.V. – erhielten die Kündigung. Viele Mieter*innen im Nordend können ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, innerhalb kurzer Zeit neue und vor allem bezahlbare Räumlichkeiten zu finden. Berami hatte Glück: Im Frühjahr 2018 konnte der Verein sein neues Domizil im 13. und 14. Stock des BCN (besser bekannt als „Shell-Hochhaus“) am Nibelungenplatz beziehen. 

Auch weiterhin brauchen wir in Frankfurt Vordenker*innen für Chancengerechtigkeit

40 Frauen und drei Männer arbeiten seither mitten im Nordend daran, die Leitwerte von berami e.V. – Anerkennung, Respekt und Vielfalt – in die Tat umzusetzen. Zum Jahresende wird Rosina Walter ihren Posten als geschäftsführende Vorständin an Irina Lagutova und Andrea Ulrich abgeben und in den wohlverdienten Ruhestand geben. Unzählige Projekte hat sie im Laufe der Jahre mit aus der Taufe gehoben. Vom Berufssprachkurs für Maler und Lackierer, über diverse Mentoringprogramme bis hin zum „House of Ressources“, das migrantische Organisationen bei der Umsetzung eigener Projekte unterstützt, reicht das Angebot von berami mittlerweile, dazu kommen Offerten, die sich speziell an geflüchtete Menschen richten.  

Unterstützt wird die Arbeit des Vereins von einem Beirat, dem Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, darunter auch unsere ehemalige GRÜNE Integrationsdezernentin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, angehören. „Ich unterstütze berami, weil wir in Frankfurt auch weiterhin Vordenker*innen wie Rosina Walter und ihr Team brauchen, die früh die Bedeutung beruflicher Qualifikation für gesellschaftliche Teilhabe erkannt haben und sich seither mit viel Kraft und Herzblut dafür einsetzen, Menschen Chancengerechtigkeit zu ermöglichen.“, hebt Eskandari-Grünberg hervor.

Wir GRÜNE im Nordend schließen uns dieser Aussage gerne an und freuen uns sehr, mit berami e.V. eine Stütze der Frankfurter Integrationsarbeit in unserem Stadtteil zu haben – und dies hoffentlich auch noch für (mindestens) die nächsten 30 Jahre! Herzlichen Glückwunsch, berami!

Mehr über die Arbeit von berami erfahrt ihr unter www.berami.de

 

Mehr über die Arbeit von berami erfahrt ihr unter www.berami.de   

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