BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Die GRÜNEN im Nordend

„Wir haben recht gehabt“ – Leserbrief von Jörg Harraschain zur Vorstellung des GRÜNEN Grundsatzprogramms

Die Autorin M. Kormbaki schreibt in der FR: „Will sagen: Die GRÜNEN machen es vor, andere machen es nach." Sie meinte das Trinken der RhabarberSchorle bei der geplatzten RegierungsVerhandlung von CDU, CSU, FDP u GRÜNE. Wie recht sie doch hat! Ich möchte hier nur einzelne Themen herausgreifen, bei denen die GRÜNEN tatsächlich Vorreiter sind:

Beginnen wir mit dem Atomausstieg. Wir GRÜNE sind schon immer gegen die Atomkraftwerke zu Felde gezogen, sind mit „Atomkraft nein danke!" entstanden und damit groß geworden. Andere haben das Thema erst nach Tschernobyl und Fukushima entdeckt. Die GRÜNEN haben den Klimawandel frühzeitig thematisiert, aber die Etablierten wollten es nicht hören. Erst die heißen Sommer 2018/2019 in Deutschland und die „Fridays-for-future-Bewegung" haben die Regierenden (inkl. Wählerinnen) etwas zur Einsicht gebracht, dass wir unsere Energie-Industrie umbauen müssen. „Raus aus der Kohle!" Die Energie- und die Verkehrswende sind heute Themen, die zumindest von den Altparteien angedacht werden. (Von den Hartlinern in der CSU und der FDP einmal abgesehen!)

1990 schrieb die Zeitschrift „natur" (also vor 30 Jahren!!) Folgendes: „Die schlimmen Folgen unseres Wirtschaftens zeigen sich in mannigfacher Form. Eine endlose Müllflut ergießt sich in die geschundene Natur. Bedenkenloser Pestizideinsatz in der Landwirtschaft bringt ebenso wie Überdüngung und die Gülleströme aus der Massentierhaltung unser Trinkwasser in Gefahr. Die Städte ersticken im Würgegriff des Verkehrs. Produktions- und Haushaltsabwässer verseuchen die Flüsse und schließlich das Meer. Mächtige Halden radioaktiver Abfälle türmen sich auf, das vielbeschworene „sichere Endlager" ist indes nirgends in Sicht. Industrie-Emissionen und eine verschwenderische Energieproduktion verschmutzen die Luft, lassen die Wälder sterben, zerreißen den erdumspannenden, vor der Ultraviolettstrahlung der Sonne schützenden Schleier aus Ozon und beschwören das Gespenst einer globalen Erwärmung, gefolgt von tiefgreifenden Klimaveränderungen, herauf. Die grünen Lungen der Erde, die das Desaster noch hinauszögern könnten, werden durch großflächige Rodungen zerstört. Es gibt tatsächlich keinen Regelkreis der Natur, der nicht schon in irgendeiner Weise beeinträchtigt ist. Der drohende Klimakollaps ...sind für den Fortbestand der Menschheit die größte unmittelbare Gefahr."

Dass heutzutage die Plastikflut in den Weltmeeren zusätzlich zum globalen Problem geworden ist, konnte damals noch nicht gesehen werden. Wir GRÜNE wurden verlacht, als wir 2013 im Wahlprogramm den Fleischkonsum problematisiert und einen (!) Veggie-day in öffentlichen Kantinen vorgeschlagen haben. Als die GRÜNEN einen höheren Preis für Fleisch einforderten wurden sie an den Pranger (Bild u Co.) gestellt. Mittlerweile dämmert es sogar unserer Super-Ministerin Julia Klöckner, dass der in Deutschland billige Fleischpreis etwas mit den Ausbeutermethoden der Fleischbarone zu tun hat und dass das Fleisch keine „Ramschware" sei. Man muss sich mal vorstellen: Das Fleisch in Deutschland der Massenproduktion ist so billig, dass die Rumänen u. a. deutsches Fleisch importieren und die eigene Produktion einstellen, weil diese für sie nicht mehr rentabel ist. Die „Kleinbauern" in diesen Ländern werden von Tönnies u Co kaputt gemacht.

Kommen wir zum Thema: Vielfältigkeit der Natur, Diversifikation! Wir GRÜNE versuchen auf verschiedenen Ebenen seit Jahren die Vielfältigkeit der Pflanzen und der Insekten zu erhalten. Erst ein erfolgreicher Volksentscheid in Bayern hat den Ministerpräsidenten Söder zu einer gewissen Einsicht gebracht. Ob diese allerdings anhält, weiß man beim Wende-Söder nie. So könnte ich noch etliche Beispiele anführen, wo in der Tat die GRÜNEN Vorreiter der Gesellschaft sind. FrauenquotenFrage bei den Parteien u u u…

Es ist gut, dass unsere Spitze A. Baerbock und R. Habeck das alles nicht gesagt haben, was ich hier angeführt habe. Es kommt bei den Wählerinnen nicht gut an, wenn man sagt: „Wir haben recht gehabt." Ich darf das, als jemand der seit 1983 Mitglied bei den GRÜNEN ist und der nicht Rücksicht auf öffentliche Ämter zu nehmen braucht.

Jörg Harraschain, seit 1983 Mitglied der GRÜNEN



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