Diversity Diary: Nieder mit der Diktatur!

28./29. November: Nationalfeiertag in Albanien

 

Von der Befreiung in die Diktatur

 

Gleich zweimal feiert das albanische Volk im November seinen Staat: Am 28. November 1912 erlangte Albanien nach 500 Jahren die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. Und am 29. November 1944 siegten die albanischen Partisanen über die deutschen Faschisten. Für viele Albanier*innen ist der „Tag der Befreiung vom Faschismus“ ein wichtiger Gedenktag. Der Widerstand gegen den Plan der Regierung, den nationalen Gedenktag abzuschaffen, ist groß. 

Nach der Befreiung vom nationalsozialistischen Terror errichteten die Führer der kommunistischen Partei eine Diktatur, welche die Nähe zur Sowjetunion und zu China suchte und die Bevölkerung ähnlich wie in den anderen ehemaligen Ostblockstaaten kontrollierte und überwachte.. 1990 wurde die kommunistische Herrschaft gestürzt; im Jahr darauf fanden die ersten freien Wahlen statt, welche die Kommunistische Partei zunächst abermals für sich entscheiden konnte. Erst allmählich gelang Albanien die politische und wirtschaftliche Stabilisierung. 

Heute ist der baltische Staat eine parlamentarische Republik. Die 140 Abgeordneten des Kuvendi i Shqipërisë, des albanischen Parlamentes, werden alle vier Jahre gewählt. Staatsoberhaupt ist der oder die Präsident*in. Derzeit sind fünf Parteien im Parlament vertreten, die stärkste von ihnen ist die Sozialistische Partei. Mit der „Partia e Gjelbër“ gibt es seit 2002 eine GRÜNE Partei, die jedoch bislang nur auf lokaler Ebene agiert. 

Seit 2009 ist Albanien Mitglied der NATO und seit 2014 offizieller Beitrittskandidat der EU.

Mit Serbien und Nordmazedonien plant Albanien ab 2023 einen gemeinsamen Wirtschaftsraum. 

 

Hauptexporteur für Kräuter und Heilpflanzen, aber auch für Drogen

 

In wirtschaftlicher Hinsicht war der Übergang vom Kommunismus zum Kapitalismus mit vielen Krisen verbunden. Nur mit ausländischer Hilfe konnte eine Hungersnot vermieden werden. Zahlreiche Betriebe wurden privatisiert, viele Menschen wurden arbeitslos und lebten in Armut. Zahlreiche Albaner*innen verließen in dieser Phase ihre Heimat und zogen ins Ausland. In Frankfurt leben heute 1229 Menschen mit albanischem Pass.

Erst allmählich konnten sich die Verhältnisse stabilisieren. Ein starker Wirtschaftssektor ist die Landwirtschaft; Albanien gehört zu den Hauptexporteuren von Salbei, Rosmarin, Gelbem Enzian und anderen Heilpflanzen – eine große Rolle spielt allerdings auch der Drogenhandel, vor allem mit Marihuana.

Dennoch gehört Albanien bis heute zu den ärmsten Staaten Europas. Immer noch ist die Infrastruktur schwach: In einigen Gegenden des Landes gibt es nur für wenige Stunden am Tag Wasser oder Strom. Viele der rund 2,9 Millionen Albaner*innen wanderten daher vom Land in die großen Städte ab: Die Einwohnerzahl der Hauptstadt Tirana stieg in nur dreißig Jahren von 250.000 auf über 600.000 an. Dagegen sind viele kleine Dörfer, vor allem in den Bergen, heute verlassen.

 

Urlaubsparadies mit Umweltproblemen

 

„Shipëria“, so der albanische Name des Landes, liegt zwischen Montenegro, Kosovo, Nord-Mazedonien und Griechenland an der Adria und ist mit rund 29.000 Quadratkilometern etwas kleiner als Belgien. Die griechische Insel Korfu befindet sich in nur zwei Kilometern Entfernung – eine Fähre verbindet die Insel mit Albanien und macht den baltischen Staat damit auch zu einem beliebten Ausflugsziel für Korfu-Urlauber*innen. Aber auch Albanien selbst bietet mit der 362 Kilometer langen Küste und seinen natürlichen Sand- und Kiesstränden reizvolle Urlaubsziele. Hier herrscht mildes subtropisches Klima mit viel Sonne, während es weiter nördlich in den Bergen im Winter äußerst kalt und so schneereich werden kann, dass Ortschaften mitunter von der Außenwelt abgeschnitten werden. 

Albanien gehört zu den Ländern mit der höchsten Biodiversität Europas. Neben dem Klimawandel bedrohen allerdings Überweidung, illegale Abholzung der Wälder, Wilderei und Überfischung die natürliche Artenvielfalt Albaniens. Dazu kommen Emissionen und Ablagerungen, die Gewässer, Böden und die Luft verunreinigen. Ein besonderes Problem ist die oft wilde und unzureichende Abfallentsorgung, die durch den Import von Abfällen noch verstärkt wird. Viele der zugelassenen Fahrzeuge verfügen über Dieselmotoren und befinden sich in desolatem Zustand. Vor allem in der Hauptstadt übersteigen die Feinstaubwerte den EU-Mittelwert bei Weitem. 

 

Vom Religionsverbot zum toleranten Miteinander

 

Die Albaner*innen teilen sich in die zwei Dialekt- und Kulturgruppen der Gegen, die im Norden des Landes leben und vom Leben in Stammesverbänden geprägt waren und der Tosken im Süden, die von der osmanischen Kultur beeinflusst waren. Der Name „Albanien“ geht auf den Stamm der Alban zurück. 

Laut Verfassung ist Albanien ein laizistischer Staat. In der kommunistischen Ära zwischen 1967 und 1990 war jegliche Religionsausübung verboten. Heute bekennt sich über die Hälfte der Bevölkerung zum muslimischen Glauben; die Toleranz zwischen Christ*innen und Muslimen ist hoch, zum Teil werden die religiösen Feiertage gemeinsam begangen und Ehen zwischen Angehörigen verschiedener Religionen – anders als im Kosovo – üblich. Neben den islamischen und christlichen Feiertagen werden auch das zoroastrische Nouruz-Fest und das heidnische Frühlingsfest Dita e Verës („Sommertag“) gefeiert. 

Vor allem unter den Kommunisten wurden Folklore und Volksmusik gepflegt. Noch heute gehört die volkstümliche Musik mit Lauten, Flöten oder dem albanischen Dudelsack Gajde zu jedem Fest. Die isopolyphonen Gesänge der Tosken gehören seit 2005 zum immateriellen Welterbe der UNESCO. Volkstänze in farbenfrohen Kostümen werden zum Beispiel beim Nationalen Folklorefestival von Gijriokastra gezeigt. Vor allem auf dem Land kleiden sich die Menschen zu festlichen Gelegenheiten noch in die volkstümlichen Trachten, zu denen für beide Geschlechter eine Schärpe und für Männer ein runder Filzhut gehört. 

Die osmanische Vergangenheit zeigt sich auch in der Landesküche. So sind neben dem Mittagessen als Hauptmahlzeit auch meze, die typisch orientalischen Vorspeisen, beliebt, beispielsweise Pita, Dolma oder Köfte. Legendär ist die albanische Gastfreundschaft – bei Einladungen wird üppig aufgetischt und Gästen immer wieder ein Nachschlag angeboten. Typische Gerichte sind zum Beispiel Fërgesë Tirane, ein Auflauf aus Paprika, Tomaten und Salzlakenkäse, Pasul, eine Suppe aus Bohnen, Lamm- oder Hammelauflauf. Dazu genießen die Albaner*innen gerne einen Raki aus Trauen oder Maulbeeren, einen der einheimischen Weine oder Buttermilch. 

 

Zum Weiterlesen:

Elvira Domes, Verbrannte Sonne. Ink Press Zurich 2020, ISBN 978-3906811130, erzählt von der albanischen Mafia und dem Frauenhandel. 

Ismail Kadare, Geboren aus Stein. S.Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3103974584, erzählt von der Kindheit und Jugend des Schriftstellers in Südalbanien.

 

Zum Weiterschauen:

Ein Licht zwischen den Wolken (2018), erzählt von einem Hirten, der die unterschiedlichen Religionen versöhnen will. Abrufbar bei Amazon.

 

28. November: Das jüdische Lichterfest Chanukka beginnt

 

167 bis 164 vor Christus lehnten sich die Jüdinnen und Juden gegen die Seleukiden, die damals über Judäa herrschten und ihnen die Ausübung ihrer Religion verboten hatten, auf. Den Aufständischen unter dem Priestersohn Makkabi gelang schließlich die Rückeroberung des Tempels in Jerusalem. Bei der Reinigung des entweihten Tempels, so erzählen es die Makkabäerbücher in der Bibel, fanden die Gläubigen lediglich einen einzigen Krug Öl vor. Dieser jedoch reichte aus, um die Kerzen im Tempelleuchter acht Tage lang brennen zu lassen. 

Acht Tage lang feiern Jüdinnen und Juden weltweit in Erinnerung an dieses Ereignis das Lichterfest Chanukka. Der Name „Chanukka“ bedeutet auf hebräisch „Einweihung“.

Gefeiert wird das Fest lediglich in den Morgen- und Abendstunden; tagsüber geht das normale Arbeits- und Geschäftsleben weiter. In den Synagogen werden in dieser Zeit besondere Gebete gesprochen und bestimmte Stellen der Thora verlesen. Abends wird im Kreise der Familie die Chanukkia entzündet: Der traditionelle Kerzenleuchter hat neun Arme, wobei die mittlere Kerze die „Dienerkerze“ ist, an der  die anderen Kerzen entzündet werden: von rechts nach links jeden Tag eine weitere Kerze, bis schließlich alle acht Kerzen brennen. Die Lichter der Chanukkia stehen symbolisch für das Kerzenwunder im Tempel und die Errettung aus der „Finsternis“ der Besatzerkultur. Wenn ihr aufmerksam durch die Straßen geht, könnt ihr Chanukka miterleben, denn um die Botschaft des Lichts und des jüdischen Glaubens nach außen zu verbreiten, stellen die Gläubigen ihre Chanukkias oft auf das Fensterbrett oder in den Türrahmen gegenüber der Mesusa. 

Das Anzünden wird von einem Segensspruch und gemeinsam gesungenen Liedern begleitet. Eine halbe Stunde lang ruht jegliche Arbeit. Danach gibt es traditionell Latkes (Kartoffelpuffer) mit Crème fraiche, Lachs oder Apfelmus und süße Krapfen und – vor allem für die Kinder – auch Geschenke. Man wünscht sich gegenseitig „Chanukka sameach“, ein fröhliches Chanukka.

Das Chanukkafest beginnt jedes Jahr am 25. Kislew, dem dritten Monat im jüdischen Kalender. Da sich dieser nach dem Mond richtet, variiert das Datum. In diesem Jahr wird  Chanukka von Sonnenuntergang am 28. November bis zum 06. Dezember gefeiert.

Mitfeiern könnt ihr auch in Frankfurt: Am heutigen Sonntag ab 16.00 Uhr könnt ihr euch vor der Alten Oper mit Latkes und Co stärken, bevor um 17.00 Uhr die erste Kerze der Chanukkia entzündet wird. Ab 18.00 Uhr lädt der Sportverein Makkabi e.V. zum gemeinsamen Eislaufen und Kerzenanzünden in die Eissporthalle am Ratsweg ein. 

 

Chanukka on Ice: Sonntag, 28.11.2021, 18 – 21 Uhr, Eissporthalle, Ratsweg, Frankfurt-Bornheim. Es gilt die 2GPlus-Regel: Einlass nur für Geimpfte und Genesene mit tagesaktuellem negativem Schnelltest. Anmeldung hier.

Chanukka Markt: Sonntag, 28.11.2021 ab 16.00 Uhr, Opernplatz, Frankfurt-Innenstadt

 

01. Dezember: Nationalfeiertag in Rumänien

 

Die Römer*innen Osteuropas

Nicht nur die Bewohner*innen der italienischen Hauptstadt, sondern auch die Bevölkerung des heutigen Rumäniens bezeichneten sich selbst als „Römer*innen“. Seit dem frühen 19. Jahrhundert wird das Gebiet, das heute zwischen Bulgarien, Serbien, Ungarn, der Ukraine und Moldawien liegt, daher als „Rumänien“ bezeichnet. 1859 entstand der Staat durch die Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei. Am 01. Dezember 1918 schlossen sich diesem Bündnis mit Bessarabien, Bukowina, Banat, Kreischland und Siebenbürgen weitere Provinzen an – das Königreich Rumänien war geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete die Rumänische Arbeiterpartei unter Gheorghe Gheorgiu-Dej unter dem Einfluss der Sowjetunion die Volksrepublik Rumänien. 1965 gelangte Nicolae Ceausescu an die Macht. Unter seiner Führung wurde Rumänien zur kommunistischen Diktatur, die durch brutales Vorgehen gegen Oppositionelle und einen ausgeprägten Personenkult (nicht nur Politiker*innen, sondern auch Sportler*innen wie die 14-jährige Turnerin Nadia Comaneci wurden als „nationale Ikonen“ gefeiert) genährt wurde. Erst im Zuge des Zerfalls der Ostblockstaaten konnte die Macht Ceausescus durch eine Revolution gebrochen werden. 1989 wurde der Diktatur nach kurzem Schauprozess vor dem Militärgericht gemeinsam mit seiner Frau standrechtlich erschossen. 

Seit dem Ende der kommunistischen Ära wird der 01. Dezember als offizieller Nationalfeiertag begangen. Er wird nicht nur in Rumänien selbst – vor allem in der Hauptstadt Bukarest – mit Militärparaden, sondern auch im Ausland mit zahlreichen Kulturveranstaltungen gefeiert. Denn vor allem während der Ceaucescu-Ära verließen viele Rumän*innen ihre Heimat: In Frankfurt leben heute 10.726 Menschen mit rumänischem Pass.

 

Demokratie in Europas größtem Gebäude

 

Heute ist Rumänien eine parlamentarische Demokratie mit einem Zwei-Kammern-Parlament und einem direkt gewählten Staatsoberhaupt (Präsident*in). Die Abgeordnetenkammer verfügt über 329 Sitze, dem Senat gehören 136 Mitglieder an. Jeweils ein Sitz steht den 18 nationalen Minderheiten im Land zu. Obwohl die „Partidul Social Democrat“ derzeit die meisten Parlamentssitze innehat, befindet sie sich in der Opposition. Die Regierung stellt die liberal-konservative „Partidul National Liberal“. Mit der „Partidul Verde“ und der „Partidul Ecologist Român“ gibt es gleich zwei Parteien GRÜNER Ausrichtung – keine von ihnen ist jedoch aktuell im Parlament vertreten. Der Sitz der Abgeordnetenkammer, der Parlamentspalast in Bukarest, ist das größte Gebäude Europas und nach dem Pentagon das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt. 

Seit 2004 ist Rumänien Mitglied der NATO, 2007 trat der Staat der EU bei. 

 

Graf Dracula, Ziegenfleisch und 30 mal Schmiergeld

 

Nach wie vor dominiert vor allem die Landwirtschaft die rumänische Wirtschaft. 41 Prozent des Landes werden als Ackerland genutzt. Rumänien ist der größte Maisproduzent Europas und auch beim Export von Schaf- und Ziegenfleisch unter den führenden Nationen. 

Zunehmend wird der Tourismus als Einnahmequelle entdeckt. Vor allem Transsilvanien wirbt mit seinem berühmten Landesfürsten, Graf Dracula, um die Gunst der Urlauber*innen. 

Mit 4,5 Prozent liegt die Arbeitslosenquote deutlich unter dem EU-Durchschnitt, allerdings sind die Löhne in Rumänien so niedrig, dass viele Arbeitnehmer*innen ins Ausland auswandern. Ein Fünftel der rumänischen Arbeitnehmer*innen kann von ihrem Lohn nicht leben. 2020 wurde ein gesetzlicher Mindestlohn eingeführt, der bislang aber noch nicht einmal in der Hälfte der Arbeitsverhältnisse Anwendung findet. 

Auch wenn die EU die Bekämpfung der Korruption zur Bedingung für den Beitritt gemacht hat und entsprechende Gesetze erlassen wurden, ist Bestechung immer noch weit verbreitet. Wie sehr sie im Alltag präsent ist, zeigt bereits die Sprache: Für die Bezeichnung von Schmiergeld existieren 30 verschiedene Redewendungen!

 

Die Sahara des Ostens bedroht Artenvielfalt und Landwirtschaft 

 

Die Gipfel der Karpaten, die Hochländer von Siebenbürgen und Moldau und die fruchtbaren Ebenen der Walachei, wo die Hauptstadt Bukarest liegt, prägen die Landschaft Rumäniens. Knapp über ein Viertel der Landesfläche besteht aus Wald. Hier gibt es noch Braunbären, Wölfe und Luchse. Flora und Fauna sind in zahlreichen Naturparks geschützt. Das Donaudelta mit dem größten Schilfrohrgebiet der Welt ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Dennoch bedrohen wirtschaftliche Interessen wie eine profitorientierte Landwirtschaft, illegaler Holzhandel und wachsende Städte die Artenvielfalt erheblich. 

Auch der Klimawandel ist in Rumänien merkbar – vor allem im Donaudelta sorgt die zunehmende Erwärmung für Trockenheit: Statt grüner Wiesen und Wälder säumen ausgedehnte Sandflächen das Flussufer - zynisch als „Sahara des Ostens“ bezeichnet  – mit gravierenden Folgen nicht nur für das Klima, sondern auch für die Landwirtschaft. Dennoch wächst das Umwelt- und Klimabewusstsein in Rumänien erst allmählich: Im Sommer hat die Regierung beschlossen, bis 2032 aus der Kohle auszusteigen. Im aktuellen Klimaschutzindex, der die Bemühungen von 57 Staaten misst, belegt Rumänien Platz 30. 

 

Holzkirchen, calusari und musacas: Vielfalt prägt Kultur und Küche

 

Neben den Rumän*innen leben 18 Minderheiten im Staatsgebiet, darunter Ungarn, Roma und auch Nachfahren der im Mittelalter eingewanderten deutschen Siedler*innen  („Siebenbürgener Sachsen“, „Donauschwaben“). Vor allem die Roma sind fortwährenden Diskriminierungen bis hin zu körperlichen Übergriffen ausgesetzt. 

Auch wenn sich fast 87 Prozent der Bevölkerung zur rumänisch-orthodoxen Kirche bekennen, gibt es in Rumänien keine Staatsreligion. Über 90 Prozent der Rumän*innen glauben an Gott – Rumänien ist damit einer der religiösesten Staaten Europas. Die Holzkirchen in der Maramures sind beliebter Anziehungspunkt für Tourist*innen. 

Auch wenn die Strafbarkeit der Homosexualität durch ein EU-Urteil 2001 aufgehoben wurde und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung gesetzlich verboten ist, ist ein Leben außerhalb der heterosexuellen Normvorstellungen erst allmählich akzeptiert. 2005 fand in Bukarest der erste CSD statt. Noch immer gibt es in Rumänien aber weder die Ehe für alle noch das Recht auf eine eingetragene Partnerschaft. 

Die ethnische Vielfalt der Bevölkerung spiegelt sich in der Kultur wieder. So ist die Musik auch von griechischen, slawischen, ungarischen, türkischen und mazedonischen Einflüssen geprägt und wird vor allem von den Roma gepflegt. Typische Instrumente sind Cymbal, Violine, Akkordeon, cobusa, eine Knickhalslaute, das Hackbrett, Trommeln, Flöten und Dudelsack. Die doina ist eine Form der Ballade, die gesungen a cappella oder mit Instrumentalbegleitung vorgetragen wird. Der Volkstanz calusari ist Teil des UNESCO-Welterbes. Zur Volkskunst, die sich vor allem in den ländlichen Regionen erhalten hat, gehören neben Musik und Tanz auch Holzschnitzereien und Keramiken ein. Die traditionelle Kleidung beinhaltet ein weißes Hemd, Wollhosen, Ledergürtel und lederne Jacke für Männer und weißes Hemd, weiße Weste, Schürze und Kopftuch für Frauen. 

So vielfältig wie die Kultur zeigt sich auch die rumänische Küche: Türkischen Ursprungs sind mititei, mit Knoblauch, Pfeffer und Bohnenkraut gewürzte Fleischbällchen. Auch die von den Griechen inspirierten musacas finden sich häufig auf rumänischen Speisekarten. Aus der österreichischen Küche übernommen wurde das snitel, das Wiener Schnitzel. Ein beliebtes Gericht ist Mamaliga, ein Maisbrei ähnlich der italienischen Polenta, der früher vor allem in der armen Bevölkerung das Brot ersetzt hat. Zu Weihnachten werden traditionell Leberwürste, Sülze und tochitura, ein Eintopfgericht, verzehrt, dazu wird süßes Brot gereicht. Rumänien ist auch Produzent von Weinen und Pflaumenschnaps. 

Rumänische Produkte bekommt ihr in Frankfurt im „La Sarah“ in Griesheim oder im Lebensmittelgeschäft Bunatati De Acasa in Höchst. Fertige Speisen könnt ihr im „Hermannstadt Grillhaus“ in unserer schönen Nachbarstadt Offenbach probieren. Es gibt in Frankfurt mehrere rumänisch-orthodoxe Kirchengemeinden und einen eigenen Friedhof in Oberrad.

 

Zum Weiterlesen:

Iona Parvulescu, Wo die Hunde in drei Sprachen bellen. Carl Hanser Verlag München, 2021. ISBN: 978-3552072282. Erzählt die Geschichte einer Familie im Kronstadt der 60er Jahre. 

Lavinia Braniste, Sonia meldet sich. Mikrotext Verlag Berlin, 2021. ISBN 978-3948631109. Schildert die Aufarbeitung der Ceausescu-Ära aus Sicht einer jungen Reporterin.

 

Zum Weiterschauen:

4 Monate, 3 Wochen, 2 Tage (2007). Drama um eine schwangere Studentin, die während der Ceausescu-Diktatur eine verbotene Abtreibung plant. Abrufbar bei Amazon.

Rumäniens verborgene Seele (2021). Dokumentation über die multikulturelle Vielfalt Rumäniens. Abrufbar in der Arte-Mediathek.

 

In Frankfurt:

La Sarah, Obere Rützelstr. 17, Frankfurt-Griesheim

Bunatai de Acasa, Hostatostr. 8, Frankfurt-Höchst. 

Hermannstadt Grill-Haus, Bierbrauerweg 5, Offenbach

 



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