Diversity Diary: Zwischen Tradition und Moderne

11. Februar: Tag der Gründung der „Islamischen Republik Iran“

 

Als „Sieg der Revolution“ feierten viele Iraner*innen im Februar 1979 die Rückkehr des Ayatollah Chomeini aus dem Exil. Sie alle hofften auf ein Ende der Armut und der Autokratie der Schah-Zeit. Am 11. Februar 1979 wurde die Islamische Republik Iran gegründet. 

Die Hoffnungen sollten sich nicht erfüllen. 42 Jahre nach der Staatsgründung leben weiterhin viele Menschen in Armut, bestehen demokratische Strukturen nur auf dem Papier, werden Menschenrechte und internationale Abkommen verletzt. 

Auch wenn Parlament und Präsident formal demokratisch gewählt werden – wahlberechtigt sind alle Iraner*innen ab dem vollendeten 17. Lebensjahr – bestimmt de facto der „Revolutionsführer“, derzeit Ali Khameini, das politische Geschehen. Ihm untersteht der Wächterrat, der unter anderem darüber entscheidet, wer zu den Parlamentswahlen überhaupt antreten darf. Auch kontrolliert er ein dichtes Netz staatlicher Stiftungen und informeller Organisationen; Korruption und Klüngelei sind Alltag im Iran. 

Eigentlich ist der Iran ein sehr diverser Staat: Hier leben Perser*innen, Afghan*innen, Kurd*innen, Turkmen*innen, Armenier*innen, die unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen angehören – neben dem Islam ist im Iran auch das Christentum und die Religion der Bahai vertreten. Die wichtigsten Feiertage im Iran gehen auf heidnische Bräuche zurück – so feiern die Menschen im Iran beispielsweise den Beginn des Frühlings („Nouruz“) und die Wintersonnenwende („Yalda“). Traditionell wird zu diesen Feiertagen aus den Werken von Hafis, Rumi und anderen persischen Dichtern gelesen. 

Seit 1979 ist jedoch der Islam Staatsreligion – alles Handeln wird damit an islamischen Grundsätzen gemessen. Nicht nur Minderheiten werden verfolgt und diskriminiert, auch Frauen bekommen die Einschränkungen zu spüren: Obwohl die Gleichstellung der Geschlechter gesetzlich festgeschrieben ist, genießen Frauen im Alltag nicht die gleichen Rechte. Als eines von nur fünf Ländern weltweit hat der Iran die UN-Konvention zur Beseitigung von Diskriminierung an Frauen nicht unterschrieben. Frauen dürfen studieren – sie stellen mit 65 Prozent sogar die Mehrheit der Studierenden – aber bestimmte Berufe, zum Beispiel das Richteramt, nicht ergreifen. Ohne Zustimmung des Ehemannes dürfen verheiratete Iranerinnen das Land nicht verlassen. Ohne Weiteres ist ihnen eine Scheidung nicht möglich; das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder obliegt dem Mann. Frauen dürfen sich nicht zu freizügig (Stichwort „Modest Fashion“) kleiden und müssen in der Öffentlichkeit die Haare bedecken. Sie dürfen nicht öffentlich auftreten – bis vor Kurzem war ihnen auch der Besuch von Fußballstadien verwehrt. Über all diese Regelungen wachen sogenannte „Sittenwächter“; bei Zuwiderhandlung drohen drakonische Strafen wie Peitschenhiebe. 

Grundrechte wie Meinungs-, Informations- Demonstrations- und Versammlungsfreiheit sind erheblich eingeschränkt – politisch Andersdenkende müssen damit rechnen, inhaftiert, gefoltert und mit dem Tode bestraft zu werden. Im März 2019 wurde die Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh zu 33 Jahren Haft und 148 Peitschenhieben verteilt, weil sie zwei Frauen verteidigt hatte, die sich gegen den Kopftuchzwang aufgelehnt hatten. Trotz ihres sehr desolaten Gesundheitszustandes – sie war durch einen Hungerstreik geschwächt und hatte sich zudem mit dem Corona-Virus infiziert – sitzt sie mit sehr kurzen Unterbrechungen weiterhin in Haft. 

2015 verpflichtete sich der Iran gegenüber den USA und der EU, sein Atomprogramm einzuschränken. Im Gegenzug wurden die bis dahin geltenden Wirtschaftssanktionen eingefroren. Im Mai 2018 stieg Donald Trump aus dem Abkommen aus. Die wiedereingeführten Restriktionen führten zu einem drastischen Preisanstieg bei Lebensmitteln, Benzin und Medikamenten. Die Corona-Pandemie verschärfte die wirtschaftlich desolate Sanktion zusätzlich. Obwohl jung - drei Viertel aller Iraner*innen sind jünger als 40 Jahre – und gut ausgebildet, verdienen viele Menschen so wenig, dass sie keine Familie unterhalten können. Viele verlassen daher den Iran. 

3179 Frankfurter*innen haben einen iranischen Pass – viele von ihnen nicht freiwillig, denn die iranische Staatsbürgerschaft kann man nicht aufgeben. Auch in Frankfurt könnt ihr daher iranische Kultur erleben. Theaterstücke in persischer Sprache mit deutschen Übertiteln bringt die Daritsche Theatergruppe unter Leitung von Niloofar Beyzaie Stücke auf die Bühne – Auftritte hatte die Gruppe unter anderem bereits im Internationalen Theater und im Gallustheater. Die Künstlerin Parastou Forouhar verarbeitet das Schicksal ihrer Eltern als politisch Verfolgte in eindrucksvollen Grafiken, die sie unter anderem bereits in der Epiphaniaskirche im Nordend und in der Bildungsstätte Anne Frank ausgestellt hat. Nicht zuletzt könnt ihr in zahlreichen Restaurants die persische Küche genießen, die vor allem aus Reis, Gemüse und Fleisch besteht (Nationalgericht ist „Tschelo Kebab“, Reis mit gegrilltem Fleisch, Tomaten und Kräutern). Wer lieber selbst kochen möchte, findet persische Lebensmittel und Gewürze im persischen Supermarkt in der Raimundstraße. 

 

Zum Weiterschauen:

-       Der Film „Born in Evin“ von Maryam Zaree (auf DVD erhältlich) thematisiert die Menschenrechtsverletzungen im Iran

-       „Taxi Teheran“ (2015) dokumentiert anhand von Taxifahrten den Alltag in Teheran

-       Der Animationsfilm „Teheran Tabu“ erzählt vom geheimen Widerstand gegen das Regime

Zum Weiterlesen:

-       Sahar Deljani, Kinder des Jacarandabaums, Droemer HC 2014, ISBN 978-3426199732

-       Shida Bazyar, Nachts ist es leise in Teheran. Kiwi Taschenbuch, 2017, ISBN 978-3462050578

Zum Weiterbilden:

-       Iran – Politische Studienreise digital. Veranstalter: Alsharq Reise. 11.02.2021 15.30 -19.30 Uhr und 12.02.2021 09.30 – 13.00 Uhr, Kosten pro Modul 60 EUR (erm. 40 EUR). Programm und Anmeldung hier.

Restaurants im Nordend

-       Schandis, Nordendstr. 2, Frankfurt-Nordend. www.schandis.de

-       Pistazie, Baumweg 20, Frankfurt-Nordend. www.pistazie-ffm.de

-       Zarathustra, Jahnstr. 1, Frankfurt-Nordend, www.zarathustra-restaurant.de

Einkaufen

            - Negin Lebensmittel, Raimundstr. 135, Frankfurt-Dornbusch

 

 

11. Februar: Tag der Gründung Japans

 

Das „Land der Aufgehenden Sonne“ (der japanische Landesname Nippon setzt sich aus „Ni“ für Sonne und „hon“ für Beginn zusammen) ist das einzige Land der Erde, das noch einen Kaiser hat – auch wenn dieser seit 1947 nur noch symbolische Funktion besitzt. Heute ist der Inselstaat – Japan besteht aus 6852 einzelnen Inseln! – eine moderne Demokratie und eine der größten Industrienationen der Welt. Das Nebeneinander von traditioneller Kultur mit Geishas, Teezeremonie, Kampfkünsten, Kabuki-Theater, Ikebana und Bräuchen der Shinto-Religion, die neben dem Buddhismus am meisten in Japan vertreten ist und moderner Kultur mit Mangas, Animes und Karaoke ist typisch für Japan. 

Zwei große Parteien – die liberaldemokratische Partei und die (konservative) Demokratische Partei dominieren das Parlament. Eine GRÜNE Partei ist nicht vertreten – auch wenn Umwelt- und Naturschutz in Japan mittlerweile ein großes Thema ist. Fast 20 Prozent der Landesfläche sind als Naturschutzgebiete ausgewiesen, kürzlich kündigte der japanische Umweltminister an, bis 2050 Klimaneutralität erreichen zu wollen. Noch ist Japan der fünftgrößter Verursacher von CO2 weltweit. Anders als Deutschland will Japan allerdings an der Atomkraft festhalten – und das trotz der Reaktorkatastrophe von Fukushima im März 2011.

Auf eine jahrtausendealte Geschichte blickt der Inselstaat zurück: Am 11. Februar 660 vor Christus wurde der Staat gegründet; noch heute ist dieser Tag nationaler Feiertag. 

Die Landesgeschichte unterteilt sich in Perioden und Ären, die mehrere Jahrhunderte oder auch nur wenige Jahre umfassen können und sich an politischen und kulturellen Entwicklungen und an den Herrscherhäusern orientieren. Seit 2019 befindet sich Japan in der „Reiwa-Ära“, die durch die Abdankung des bisherigen Kaisers Akihito eingeleitet wurde. 

Der Geburtstag des aktuellen Kaisers Nairuto am 23. Februar ist ebenfalls nationaler Feiertag. Insgesamt gibt es 16 gesetzliche Feiertage – und die Japaner*innen haben uns eines voraus: Fällt einer dieser Feiertage auf einen Sonntag, ist der darauffolgende Montag arbeitsfrei. Die japanische Arbeitskultur ist allerdings berüchtigt – vor dem Chef in den Feierabend zu gehen gilt als unhöflich und oft lassen Kolleg*innen den langen Arbeitstag noch beim gemeinsamen Karaoke-Singen ausklingen. Bevor Schulabgänger*innen ein Universitätsstudium aufnehmen können, müssen sie eine schwere Aufnahmeprüfung bestehen, auf die sie sich manchmal ein ganzes Jahr lang vorbereiten. 

Der japanische Alltag ist hochtechnisiert: Weit mehr als hierzulande ist elektronische Zahlung üblich – nahezu alles lässt sich mit dem Smartphone erledigen.

Mit 335 Einwohner*innen pro Quadratkilometer ist Japan dichtbesiedelt – entsprechende Enge herrscht vor allem in den großen Städten wie Tokio im öffentlichen Raum. Nicht nur zu Stoßzeiten sind die U-Bahnen haltlos überfüllt, aber anders als in Deutschland gibt es kein Drängeln und Schubsen. Höflichkeit wird überall in Japan großgeschrieben – zur Begrüßung sind Verbeugungen üblich und beim Betreten öffentlicher oder privater Räumlichkeiten ist es üblich, die Schuhe auszuzuziehen. 

In Frankfurt besitzen 3414 Menschen die japanische Staatsbürgerschaft; es gibt in Frankfurt eine Japanische Internationale Schule und einen japanischen Kindergarten. Seit 2011 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen Frankfurt und Yokohama. Dementsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten, in Frankfurt ein Stück japanische Kultur zu erleben: Jedes Jahr bietet das Filmfestival „Nippon Connection“ in das japanische Kino, die Galerie „Japan Art“ in der Altstadt zeigt traditionelle und moderne japanische Kunst. Zum Angebot des japanischen Sprachzentrums am Rossmarkt gehören nicht nur Japanisch-Unterricht, sondern auch Kurse in Kalligraphie und Ikebana. Im Verein KATANA lässt sich die japanische Kampfsportart Kendo trainieren. Und natürlich laden zahlreiche Restaurants im Stadtgebiet ein, die japanische Küche zu entdecken, die mit vielen Reis- und Nudelgerichten, Fisch, Fleisch und Gemüse weit mehr als die berühmten Sushi-Rollen zu bieten hat. Wer lernen möchte, letztere selbst zu formen, kann im Restaurant Iimori einen Sushi-Kochkurs buchen. Japanische Lebensmittel lassen sich in einem der zahlreichen asiatischen Lebensmittelläden in der Fahrgasse finden. 

 

Zum Erleben (coronabedingt sind alle Angebote derzeit nicht oder nur eingechränkt verfügbar):

-       Japanisches Sprachzentrum: www.japanisch-kulturzentrum.de

-       JAPAN ART Gallerie, 

-       Restaurant Iimori, Braubachstr. 24, Frankfurt-Altstadt. www.iimori.de

-       Japan Art Galerie Friedrich Müller, Braubachstr. 9, Franfurt-Altstadt: www.japan-art.com

-       Katana Frankfurt, Paul-Ehrlich-Schule, Brüningstr. 2, Frankfurt-Höchst. www.katana-ffm.de

 

Zum Weiterlesen:

-       Amélie Nothomb, Mit Staunen und Zittern, Diogenes Verlag 2002, ISBN 978-3257233254

-       Haruki Murakami, Afterdark, btb Verlag 2007, ISBN 978-3442735648

 

Zum Weiterschauen:

 

-       Lost in Translation (USA 2003) – auf DVD erhältlich

 

 

11-13 Februar: Neujahrsfest in China und Vietnam

 

Tét Ngyên Dán – das „Fest des ersten Morgens“ wird das Neujahrsfest in Vietnam genannt, das zugleich den Frühlingsbeginn markiert. Für die Vietnames*innen ist es der wichtigste Feiertag im Jahr; drei Tage lang wird der Jahreswechsel gefeiert. In China dauern die Feierlichkeiten sogar fünfzehn Tage. 

Bereits Monate vorher werden Schulden zurückgezahlt, Vorräte angelegt und neue Kleider gekauft, um das neue Jahr rein und unbelastet beginnen zu können. Am Vorabend des Festes werden die Wohnräume gründlich gereinigt, geschmückt und der traditionelle „Neujahrsbaum“ aufgestellt. In China ist es Tradition, an diesem Abend das Festmahl nicht aufzuessen, um den Überfluss im neue Jahr zu erhalten.  Wie bei uns wird das neue Jahr mit Feuerwerk begrüßt, auch wenn dieses in immer mehr Städten und Regionen verboten wird. Kindern, Nachbarn und Freunden wird ein Geldgeschenk in einem roten Umschlag überreicht. In Vietnam ist der erste Festtag der Familie vorbehalten. Der erste Besucher, so heißt es, entscheidet über das Familienglück – es werden daher Gäste eingeladen, die Glück bringen sollen oder selbst Glück hatten. Auf keinen Fall darf während der Feiertage der Müll entsorgt oder die Stube gekehrt werden – damit kehrt man das Glück aus dem Haus. Der zweite Feiertag wird mit Familie, Freunden und öffentlichen Tanzaufführungen gefeiert. Besondere Speisen sind Kuchen aus Klebreis, die mit Bohnen oder Fleisch gefüllt sind. Traditionell werden süße Speisen gereicht, um das neue Jahr zu versüßen.

In China enden die Neujahrsfeierlichkeiten mit dem Laternenfest am 15. Tag des neuen Jahres. Menschen gehen dann mit Laternen auf die Straße, um den Geistern der Ahnen den Weg nach Hause zu leuchten.

 

 



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