70.000 Stolpersteine gegen das Vergessen

Über 300 Mal erinnern die Stolpersteine bei uns im Nordend an Männer, Frauen und Kinder, die von den Nazis verfolgt wurden, weil sie Juden, Sinti oder Roma oder Zeugen Jehovas waren, weil sie eine Behinderung oder eine unerwünschte politische Einstellung hatten. Über 1100 Stolpersteine gibt es in ganz Frankfurt. 

 

Ursprünglich war es ein theoretisches Konzept gewesen, das der Künstler Gunter Demnig entwickelt hatte, um den Opfern des Nationalsozialismus, die in den Konzentrationslagern zu Nummern degradiert worden waren, ihre Namen zurückzugeben, um sie sichtbar zu machen – nicht durch ein zentrales Mahnmal, sondern dort, wo sie zuletzt gelebt hatten, mitten unter uns. 1995 wurden in Köln die ersten Stolpersteine verlegt, damals wie heute handgefertigt – auch dies bewusst als Kontrast zur maschinellen Vernichtung in den Konzentrationslagern. Jeder Stein trägt den Namen und die biographischen Daten eines Menschen, der von den Nationalsozialisten ermordet, in den Suizid getrieben worden war oder fliehen musste. 

 

23 Jahre später liegen die Stolpersteine in über 1200 Gemeinden in 24 Ländern der Erde und bilden damit das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Finanziert werden die Steine durch private Spenden. 120 Euro kostet eine Patenschaft. Exakt 70.000 Stolpersteine werden es am kommenden Dienstag sein. 

 

Der 70.000 Stein wird bei uns im Nordend verlegt werden: Vor dem Haus Rotlintstraße 41 wird er an Willy Zimmerer erinnern, der 1901 in Frankfurt geboren wurde und im Nordend aufwuchs, wo sein Vater in der Friedberger Landstraße ein Kolonialwaren-, später ein Zigarrengeschäft betrieb. Im März 1944 wurde Willy Zimmerer aufgrund seiner Behinderung nach Weilmünster verbracht, von dort im Oktober nach Hadamar verschleppt. Dort fiel der der nationalsozialistischen Euthanasie zum Opfer. 

 

Einmal mehr können wir dann auf unserem täglichen Weg zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Sport oder beim Spazierengehen innehalten, uns bücken und einen Moment lang an die Menschen denken, die mitten unter uns im Nordend gelebt haben. Und vor allem an diejenigen, die – hätte es die Nazis nicht gegeben – vielleicht sogar nach wie vor in unserem Stadtteil leben würden, denn das jüngste Opfer, dem im Nordend -  vor ihrem Elternhaus in der Feststraße 16 - ein Stolperstein gewidmet ist, war die 1943 geborene Chana Marx. Als sie gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem Bruder nach Theresienstadt deportiert wurde, war sie gerade einmal 13 Tage alt. 

 

Dienstag, 23.10.2018: Verlegung des 70.000 Stolpersteins. 12.00 Uhr, vor der Rotlintstraße 41, Frankfurt-Nordend/Ost

 



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