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10.06.2019

Ein Mädchen aus Frankfurt

Bildquelle: Commons.wikimedia

„Ich werde, hoffe ich, dir alles anvertrauen können, wie ich es noch bei niemandem gekonnt habe, und ich hoffe, du wirst mir eine große Stütze sein“. Mit diesen Worten beginnt am 12. Juni 1942 das wohl berühmteste Tagebuch der Welt. An ihrem 13. Geburtstag beginnt Anne Frank, ihre Erlebnisse und Erfahrungen in Briefen an eine fiktive Freundin aufzuschreiben. Damals wusste sie noch nicht, dass dies der letzte Geburtstag sein sollte, den sie unbeschwert mit ihren Freundinnen feiern würde. Auch wenn sie als Jüdin in Amsterdam bereits etlichen Repressalien ausgesetzt ist, die Straßenbahn nicht mehr benutzen darf und auf eine besondere Schule gehen muss, verläuft ihr Leben bis dahin unbeschwert. 

 

Zur Welt gekommen war Annelies Marie Frank, so ihr voller Name, allerdings in Frankfurt. Bis zu ihrem vierten Lebensjahr lebte sie hier – zunächst im Marbachweg 307, später in der Ganghoferstraße 24. Vielleicht wurde hier Annes Liebe zur Natur geweckt, denn im Dichterviertel gab es auch damals viel Grün. Eine Liebe, die sie auch durch die Jahre im Versteck leiten sollte: „Geh hinaus in die Felder, die Natur und die Sonne. Geh hinaus und versuche das Glück in dir selbst zurückzufinden. Denke an all das Schöne, das noch in dir und um dich ist und sei glücklich!“, schrieb sie als Vierzehnjährige in ihr Tagebuch. 

 

Felder und Natur kannte Anne zu diesem Zeitpunkt nur noch aus ihrer Erinnerung -  wenige Wochen nach ihrem 13. Geburtstag hatte sie gemeinsam mit ihrer Familie untertauchen müssen.

 

Was bedeutet es, 13 Jahre alt zu sein und sein Zuhause verlassen zu müssen, ohne sich von den Freund*innen verabschieden zu können? Was nimmt man ins Versteck mit, wenn man nur eine Schultasche tragen darf? (Anne packte als erstes ihr Tagebuch ein). Wie lebt man mehr als zwei Jahre auf nicht einmal 60 Quadratmetern, nicht nur mit den Eltern und der älteren Schwester, sondern auch mit vier völlig fremden Menschen? Wie hält man es aus, sich tagsüber, während in den unter dem Versteck liegenden Büroräumen gearbeitet wurde,  nicht zu rühren, nicht laut zu reden, nicht zu lachen, kein Radio zu hören, nicht einmal die Toilettenspülung betätigen zu dürfen? „Radfahren, tanzen, pfeifen, die Welt sehen, mich jung fühlen, wissen, dass ich frei bin – danach sehne ich mich“, notierte Anne am 24. Dezember 1943. Obwohl Konflikte und Streit zwischen den acht Bewohner*innen des Hinterhauses nicht ausblieben und insbesondere Anne sich von ihren Eltern oft unverstanden fühlte, gab sie niemals die Hoffnung auf: „Jeden Tag fühle ich, wie mein Inneres wächst, wie die Befreiung naht, wie schön die Natur ist, wie gut die Menschen in meiner Umgebung, wie interessant und amüsant dieses Abenteuer. Warum sollte ich dann verzweifelt sein?“

 

Vor 75 Jahren schrieb Anne Frank den letzten Eintrag in ihr Tagebuch – drei Tage, bevor das Versteck entdeckt und die Untergetauchten in das Lager Westerbork abtransportiert wurden, ein gutes halbes Jahr, bevor Anne und ihre Schwester Margot im Konzentrationslager Bergen-Belsen an Typhus starben. Zu diesem Zeitpunkt war Anne 15 Jahre alt. 

 

Das Versteck in dem Amsterdamer Hinterhaus ist seit 1960 ein Museum. Und in Frankfurt? Was erinnert hier an Anne Frank? Eine Straße in Eschersheim ist nach ihr benannt, am Wohnhaus in der Ganghoferstraße befindet sich eine Gedenktafel und am Marbachweg 307 eine Stele des Künstlers Bernd Fischer mit einem Foto, das Anne, ihre Schwester Margot und eine gemeinsame Freundin zeigt. Auf dem Schulhof der Anne-Frank-Realschule war ein Ableger der Kastanie gepflanzt, die sich hinter dem Versteck Annes in der Prinsengracht befunden und 2002 einem Sturm zum Opfer gefallen war. 2013 fällten Unbekannte den Baum. 

 

„Einmal werden wir doch wieder Menschen und nicht nur Juden sein“. Ein Dreivierteljahrhundert, nachdem Anne diesen hoffnungsvollen Satz in ihr Tagebuch schrieb, grassieren Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung immer noch, sind aktueller denn je. Die Bildungsstätte Anne Frank, die 1995 als Jugendbegegnungsstätte in der Hansaallee 150 gegründet wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem entgegenzuwirken, mit Workshops, Fortbildungen und Ausstellungen, die sich an Kinder und Jugendliche sowie ihre Betreuer*innen richten. Doch – auch dies ein Zitat aus Annes Tagebuch – „die endgültige Formung des Charakters hat jeder selbst in der Hand“. 

 

Am 12. Juni hätte Anne Frank ihren 90. Geburtstag gefeiert. Was hätte sie an diesem Tag wohl in ihr Tagebuch notiert? 

 

Mit zahlreichen Veranstaltungen erinnert die Stadt Frankfurt am 11. und 12. Juni an Anne Frank. Unter anderem gibt es einen Poetry Slam, eine Führung durch die Westend Synagoge und die zentrale Gedenkveranstaltung in der Paulskirche. Das volle Programm findet ihr hier.

 



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